210.522 (19S) Wer will ich sein? Moralischer Perfektionismus

Sommersemester 2019

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
04.03.2019 12:00 - 14:00 N.1.71 On Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Lehrende/r
LV-Titel englisch Who Do I Want to Be? Moral Perfectionism
LV-Art Proseminar (prüfungsimmanente LV )
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 9 (30 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
mögliche Sprache/n der Leistungserbringung Deutsch , Englisch
LV-Beginn 04.03.2019
eLearning zum Moodle-Kurs
Seniorstudium Liberale Ja

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Inhalt/e

"Wie man wird, was man ist" lautet der Nebentitel von Friedrich Nietzsches (1844 – 1900) Ecce Homo von 1889. Bittere Ironie, dass es von diesem Werk der Selbstdeutung nur eine handschriftliche Fassung gibt, da der Autor noch vor ihrem Abschluss einen psychischen Zusammenbruch erlebt, von dem er sich nicht mehr erholt! Dennoch könnte der Titel dieser Lehrveranstaltung auch so lauten: "Werden, was man (eigentlich) ist" – würde dann allerdings eine Teleologie evozieren, die in "Wer will ich sein?" abwesend ist. Man wäre seinem eigentlichen Wesen nach bereits das, wozu man nun auch in Wirklichkeit werden soll. Ein Telos oder Ziel wäre dem Prozess bereits vorgegeben und dieses Ziel würde essentialistisch als das unwandelbare Eigentliche gedacht. Nietzsches moralischer Perfektionismus ist zwar nicht essentialistisch, aber durchaus teleologisch gedacht: Die Bestimmung der Kultur ist es, große Menschen, ja Genies hervorzubringen, und wer dieser Mensch nicht selber ist, arbeite darauf hin (vgl. Unzeitgemäße Betrachtung III: Schopenhauer als Erzieher). Es ist charakteristisch für Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882), dass er sich im Gegensatz zu Nietzsche auf den Boden des gemeinen Lebens stellt. Seine Botschaft, radikal auf sich selbst zurückzugehen, hat jeden als Adressaten, obwohl sie nur als kritisches Korrektiv in einer Gesellschaft denkbar ist, die durch Konformismus und gedankenlose Geschäftigkeit geprägt ist (vgl. "Self-Reliance" / "Selbstvertrauen"). John Rawls (1921 – 2002) lehnt Nietzsches Perfektionsprinzip als elitistisch ab und meint, dass ein solches Prinzip nur als eines unter vielen genügend auf seiner Seite hat (vgl. A Theory of Justice / Eine Theorie der Gerechtigkeit, §50). Stanley Cavell (1926 – 2018) verteidigt eine nicht-essentialistische und nicht-elitistische Konzeption des moralischen Perfektionismus. Im Rückgang auf Emerson spricht er von „Emersonian Perfectionism“ (vgl. Conditions Handsome and Unhandsome). Was ist das für eine Konzeption?

Literatur

Davidson, Donald: "Paradoxes of Irrationality." In: Problems of Rationality. Clarendon Press, Oxford, 2004, 169-188. Dt. "Paradoxien der Irrationalität." In: Probleme der Rationalität. Schulte, Joachim (Übers.). Suhrkamp, Frankfurt a/M, 2004, 285-315.

Emerson, Ralph Waldo: "Self-Reliance." In: Essays and Lectures. The Library of America, New York, 1983, 401-414. Dt. "Selbstvertrauen." In: Die Natur; Ausgewählte Essays. Philipp Reclam, Stuttgart, 1982, 143-178.

Emerson, Ralph Waldo: "Circles." In: Essays and Lectures. The Library of America, New York, 1983, 401-414. 257-282. Dt. "Kreise." In: Sölch, Dennis; Wackers, Laura (Hrsg.): Der amerikanische Transzendentalismus. Eine Antologie. Peter Lang, Berlin, 2018, 310-324.

Freud, Sigmund: "Das Unbewusste." In: Studienausgabe; Bd. III: Psychologie des Unbewussten. S. Fischer Verlag, Frankfurt a/M, 1976, 121-211. [Auszugsweise: Abschnitte I-III.]

Freud, Sigmund: "Die Zerlegung der psychischen Persönlichkeit." In: Studienausgabe; Bd. III: Psychologie des Unbewussten. Buchclub Ex Libris, Zürich,  1976, 496-516.

Ibsen, Henrik: "Ein Puppenheim." In: Sämtliche Werke. Volksausgabe in fünf Bänden; Bd. IV. S. Fischer Verlag, Berlin, 1907, 1-96.

Kant, Immanuel: "Was ist Aufklärung?" In: Werke. Akademie-Textausgabe; Bd. VIII: Abhandlungen nach 1781. Walter der Gruyter, Berlin, 1968, 33-42.

Kant, Immanuel: "Was heißt: Sich im Denken orientiren?" In: Werke. Akademie-Textausgabe; Bd. VIII: Abhandlungen nach 1781. Walter der Gruyter, Berlin, 1968, 131-147.

Nietzsche, Friedrich: "Unzeitgemäße Betrachtungen. Drittes Stück: Schopenhauer als Erzieher." In: Colli, Giorgio; Montinari, Mazzimo (Hrsg.): Nietzsches Werke. Kritische Gesamtausgabe; III. Abt.; 3. Bd. Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1972, 331-423.

Rawls, John: A Theory of Justice. Belknap Press, Cambridge (MA), revidierte Ausg. 1999 (1971).  Dt. Eine Theorie der Gerechtigkeit. Vetter, Hermann (Übers.). Suhrkamp, 1979. [Auszugsweise: §3 und §50.]

Rorty, Richard: "Freud and Moral Reflection." In: Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers, Bd. 2. Cambridge University Press, Cambridge (UK), 2001, 143-163. Dt. "Freud und die moralische Reflexion." In: Solidarität oder Objektivität? Drei philosophische Essays. Schulte, Joachim (Übers.). Philipp Reclam, Stuttgart, 1988, 38-81.

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Erforderlich ist die regelmäßige Teilnahme und aktive Beteiligung an der Diskussion. Das Proseminar wird mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen (Richtgröße: 10–12 Textseiten, 12 pt, Zeilenschaltung 1,5).

Prüfungsinhalt/e

Die schriftlichen Arbeiten beschäftigen sich mit den im Proseminar besprochenen Texten und Themen.

Beurteilungskriterien/-maßstäbe

Den Teilnehmer/innen sei empfohlen, dem Dozenten eine Vorversion ihrer schriftlichen Arbeit zukommen zu lassen, so dass eine Feedback-Schlaufe vor der definitiven Abgabe eingeschaltet werden kann. Es wird eine eigenständige Fragestellung oder These zum behandelten Thema erwartet ebenso wie die fachgemäße Verwendung von Sekundärliteratur. Die schriftliche Arbeit ist keine Zusammenfassung; sie besteht aus Interpretation und Argumentation.

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 16W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 36.0 ECTS)
        • 210.522 Wer will ich sein? Moralischer Perfektionismus (2.0h PS / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 10W.2)
    • Fach: Praktische Philosophie (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie ( 0.0h XX / 36.0 ECTS)
        • 210.522 Wer will ich sein? Moralischer Perfektionismus (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Philosophie (SKZ: 941, Version: 10W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie und ihre Geschichte (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie und ihre Geschichte ( 0.0h XX / 24.0 ECTS)
        • 210.522 Wer will ich sein? Moralischer Perfektionismus (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Philosophie (Version: 16W.1)
    • Fach: Philosophie (Pflichtfach)
      • LV aus dem Fach Praktische Philosophie ( 0.0h VO,UE,PS / 4.0 ECTS)
        • 210.522 Wer will ich sein? Moralischer Perfektionismus (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Ethik (Version: 16W.1)
    • Fach: Ethisches Propädeutikum (Pflichtfach)
      • Ethisches Propädeutikum ( 0.0h PS / 4.0 ECTS)
        • 210.522 Wer will ich sein? Moralischer Perfektionismus (2.0h PS / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet