210.456 (21W) Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural.

Wintersemester 2021/22

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First course session
06.10.2021 16:00 - 18:00 N.1.71 On Campus
... no further dates known

Overview

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Lecturer
Tutor/Tutors
Course title german Physis und Techne. Zum Verhältnis von Natürlichem und Künstlichem
Type Lecture
Course model Attendance-based course
Hours per Week 2.0
ECTS credits 4.0
Registrations 27
Organisational unit
Language of instruction German
Course begins on 06.10.2021
eLearning Go to Moodle course

Time and place

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Course Information

Intended learning outcomes

Fähigkeit die gehörten Argumente, Thesen, Positionen und Begriffe kritische reflektieren zu können.

Teaching methodology

Vortrag, Diskussion.

Course content

Die ungeahnten Manipulationsmöglichkeiten der modernen Biotechnologie werfen die alte Frage nach dem Verhältnis von Natur und Mensch, bzw. von Natürlichem und Künstlichem in völlig neuer Form auf. In einem Zeitalter in dem es immer mehr den Anschein hat, als sei der Mensch in der nicht nur in der Lage seine äußere Natur seinem Willen zu unterwerfen, sondern auch seine innere Natur nach Belieben zu gestalten, d.h. sich selbst als Gattungswesen technisch herzustellen, stellt sich die Frage was die wesentlich relationalen, d.h. in ihrer Bedeutung von einander abhängigen, Begriffe Natur und Technik meinen, wenn nicht mehr klar ist worin sich Gewachsenes von Gemachtem unterscheidet.

Im Verlauf der Behandlung dieser Frage und damit zusammenhängender Probleme – von der Notwendigkeit der vorgängigen Zusammenstellung eines brauchbaren begrifflichen Werkzeugkastens, über die Behandlung ausgewählter Fallbeispiele aus dem Bereich angewandter Genetik (Synthetische Biologie und Gentest), bis hin zur Frage nach dem ethisch angemessenen Umgang mit den unheimlichen Möglichkeiten moderner Biotechnologie – sollen weitere Probleme erörtert werden: Natürliches und Künstliches, Natur und Mensch stehen einander nicht unvermittelt und unvermittelbar gegenüber, wie es Prinzipiendualismen, von einem bestimmten Aristotelismus, über die spätantiken Gnosis bis hin zum neuzeitlichen Kartesianismus, trotz der aporetischen Konsequenzen die er mit sich bringt, immer wieder vertreten haben, sondern lassen sich angemessener als Momente einer einheitlichen Geschehens beschreiben.

Wir werden sehen, dass die auf eine bestimmte Deutung des Aristoteles zurückgehende dichotomische Gegenüberstellung von physis und techne, zur kontraintutiven Konsequenz führt phänomenal nicht unterscheidbare Erscheinungen allein aufgrund ihrer unterschiedlichen Genese für wesentlich unterschieden zu halten, sondern auch, dass die moderne Gegenüberstellung von Mensch und Natur und die damit einhergehende Vergegenständlichung des Seienden im Ganzen nicht nur auf den Menschen selbst zurückschlägt, worauf nicht nur Adorno sondern auch Heidegger aufmerksam machen, sondern nach Hans Jonas letztlich in einem negativen Nihilismus endet.

Dem gegenüber möchte ich vorschlagen die Wirklichkeit als zusammenhängendes Geschehen des verbal gedachten Seins, verstanden als Vollzug des damit in ständigem Werden begriffenen Seienden zu deuten. Die Hauptanleihen nimmt meine Interpretation dabei bei Aristoteles, Hans Jonas, der Leibphänomenologie und Martin Heidegger. Zunächst in Anlehnung an das auf Aristoteles zurückgehende Konzept einer catena naturae, einer great chain of beings -- d.h. der Annahme, dass das Seiende im Ganzen, vom Unbelebten (Unbeseelten) über das Lebendige (Beseelte) einschließlich des Menschen, von einem sich durch all diese Erscheinungen durchhaltendes Prinzip der Natur (physis) durchherrscht wird --, dann aber auch in Wiederaufnahme der von Jonas vertretenen Deutung des Darwinismus als endgültige Absage an die „anthropologische Differenz“ zwischen Mensch und Tier, sowie in Anbetracht der Einsicht der Leibphänomenologie in die Einheit von Subjektivität und Objektivität im Leib als Wesensmedium meiner persönlichen Vollzuge und nicht zuletzt unter Berufung auf Heideggers Deutung der ousia (des Seienden im Ganzen) als physis und dieser als „Aufgang“, bzw. „Unverborgenheit“, d.h. als Erscheinen des Erscheinenden (Seienden), möchte ich plausibel machen, dass man den Menschen und seinen Produkte (Artefakte) gerechter wird, d.h. sie besser versteht, wenn man sie der Natur und dem Natürlichen nicht unvermittelt entgegensetzt, sondern als Momente des Natürlichen begreift.

Prior knowledge expected

Immer von Nutzen.

Curricular registration requirements

Keine.

Literature

-       Aristoteles:Physik. Vorlesungen über die Natur. Griechisch-Deutsch. 2 Bde. Übersetzt, miteiner Einleitung und mit Anmerkungen hrsg. von Hans Günter Zekl. Hamburg.Meiner 1988.

-       Bayertz,Kurt: Hat der Mensch eine ‚Natur‘? Und ist sie wertvoll? In: Weiß, Martin G.:Bios und Zoë. Die menschliche Natur im Zeitalter ihrer technischenReproduzierbarkeit. Frankfurt/M. Suhrkamp 2009, 191-219.

-       Compagna,Diego (Hg.): Leben zwischen Natur und Kultur. Zur Neuaushandlung von Natur undKultur in den Technik- und Lebenswissenschaften. Bielefeld. transcript 2015.

-       Dabrock,Peter / Bölker, Michael (Hg.): Was ist Leben – im Zeitalter seiner technischenMachbarkeit? Beiträge zur Ethik der Synthetischen Biologie. Freiburg. Alber 2011.

-       Gloy, Karen: DasVerständnis der Natur I. Die Geschichte des wissenschaftlichen Denkens.München. Beck 1995.

-       Höffe, Otfried (Hg.): Aristoteles-Lexikon. Stuttgart. Kröner 2005.

-       Horkheimer, Max / Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente.Frankfurt/M. Fischer 2001.

-       Weiß,Martin G. (Hg.): Bios und Zoë. Die menschliche Natur im Zeitalter ihrer technischenReproduzierbarkeit. Frankfurt/M. Suhrkamp 2009.

-      Weiß, Martin G.: Das Maß aller Dinge! Wider die Vertierung des Menschen. In: Der Blaue Reiter. Journal für Philosophie 34(2013), 20-25. 

-       Weiß,Martin G.: Künstliches Leben. In: Die Seele im digitalen Zeitalter. Der blaueReiter. Journal für Philosophie 11 (2017), 20-26. 

-       Weiß,Martin G.: Posthumanismus und Menschenwürde. Zu den ethischen Problemen derEnhancement-Debatte. In: Compagna, Diego (Hg.): Leben zwischen Natur undKultur. Zur Neuaushandlung von Natur und Kultur in den Technik- undLebenswissenschaften. Bielefeld. transcript 2015, 123-147.


Examination information

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Examination methodology

Klausur

Examination topic(s)

Themen der Vorlesung.

Assessment criteria / Standards of assessment for examinations

Güte der Klausur.

Grading scheme

Grade / Grade grading scheme

Position in the curriculum

  • Bachelor's degree programme Philosophy (SKZ: 541, Version: 20W.1)
    • Subject: Theoretische Philosophie (Compulsory elective)
      • 3.1 VO aus Theoretische Philosophie ( 0.0h VO / 4.0 ECTS)
        • 210.456 Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural. (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5. Semester empfohlen
  • Bachelor's degree programme Philosophy (SKZ: 541, Version: 20W.1)
    • Subject: Theoretische Philosophie (Compulsory elective)
      • 3.4 VO/PS/SE Theoretische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 20.0 ECTS)
        • 210.456 Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural. (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5. Semester empfohlen
  • Bachelor's degree programme Philosophy (SKZ: 541, Version: 20W.1)
    • Subject: Thematische Vertiefung (Compulsory elective)
      • VO/PS/SE aus Geschichte der Philosophie/ Theoretische Philosophie/ Praktische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 12.0 ECTS)
        • 210.456 Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural. (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 6. Semester empfohlen
  • Bachelor's degree programme Philosophy (SKZ: 541, Version: 16W.1)
    • Subject: Theoretische Philosophie (Compulsory elective)
      • Theoretische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 36.0 ECTS)
        • 210.456 Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural. (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Master's degree programme Philosophy (SKZ: 941, Version: 10W.1)
    • Subject: Theoretische Philosophie und ihre Geschichte (Compulsory elective)
      • Theoretische Philosophie und ihre Geschichte ( 0.0h XX / 24.0 ECTS)
        • 210.456 Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural. (2.0h VO / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Philosophie (Version: 16W.1)
    • Subject: Philosophie (Compulsory subject)
      • LV aus dem Fach Theoretische Philosophie ( 0.0h VO,UE,PS / 4.0 ECTS)
        • 210.456 Physis and Techne. The Relation of Artifical and Natural. (2.0h VO / 4.0 ECTS)

Equivalent courses for counting the examination attempts

There is no equivalent course for the purpose of counting examination attempts.