210.338 (21W) Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud

Wintersemester 2021/22

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
07.10.2021 14:00 - 16:00 online Off Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie können kurzfristige Änderungen bei Lehrveranstaltungen und Prüfungen (z.B. Absage von Präsenz-Lehreveranstaltungen und Umstellung auf Online-Prüfungen) erforderlich sein.

Weitere Informationen zum Lehrbetrieb vor Ort finden Sie unter: https://www.aau.at/corona.
Lehrende/r
LV-Titel englisch "Concepts of the Ego ..." in Mach and Freud
LV-Art Vorlesung
LV-Modell Präsenzlehrveranstaltung
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 85
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
mögliche Sprache/n der Leistungserbringung Englisch , Französisch
LV-Beginn 07.10.2021
eLearning zum Moodle-Kurs
Anmerkungen

Es besteht jedenfalls die Möglichkeit, auf online-Unterricht zu wechseln, falls dies unter epidemiologischen Gesichtspunkten im Herbst empfehlenswert scheint. Ich habe jetzt einmal auf "Präsenz-LV" optiert, würde aber mit einer endgültigen Festlegung gerne noch die Entwicklungen im Lauf des Septembers sowie die Anfang Oktober zu erwartenden Richtlinien/Empfehlungen der AAU abwarten.

Seniorstudium Liberale Ja

Zeit und Ort

Beachten Sie bitte, dass sich aufgrund von COVID-19-Maßnahmen die derzeit angezeigten Termine noch ändern können.
Liste der Termine wird geladen...

LV-Beschreibung

Lehrmethodik

Vortrag, gemeinsame Lektüre ausgewählter Texte, Diskussionen, ggf. Referate

Inhalt/e

In den metapsychologischen Überlegungen Sigmund Freuds ist das Ich im Fluss begriffen. Es ist weder unveränderlich noch substanzhaft, sondern wird im Verlauf psychischer Prozesse hervorgebracht, wohl auch modifiziert und neu formiert. Nicht unähnlich stellte sich die Sache für den Physiker und Philosophen Ernst Mach dar. Bei allen Unterschieden in ihren theoretischen Grundannahmen zur menschlichen Psyche und deren Funktionsweisen teilten Freud und Mach eine differenzierte Inblicknahme des Ich, die beide Autoren zumindest in Opposition zu vorherrschenden philosophischen und psychologischen Überzeugungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts brachte. Mit David Hume und Immanuel Kant liegen gleichwohl ideengeschichtliche Referenzen nahe, die für Freud wie für Mach von unterschiedlichem Interesse, aber allemal präsent waren, und denen im gegenständlichen Kontext zweifellos nachgespürt werden sollte, zumindest ein wenig. Heute wäre die Opposition vermutlich noch ein wenig größer, gerade auch in den Reihen derer, die sich auf einen der beiden berufen. 

Vielleicht nicht so nachdrücklich wie Freud auf die Psychoanalyse, aber doch immerhin, hat Mach auf die Gestalttheorie und über diese auch auf die Gestaltpsychologie nachhaltigen Einfluss genommen. So gesehen haben Freud und Mach psychologische Denkmodelle auf den Weg gebracht, die schulbildend wirkten. Sie taten dies in einem kulturellen und intellektuellen Umfeld, zu dem sie schon allein ihr antimetaphysischer und antisubstantialistischer Umgang mit dem Ich in erkennbaren Widerspruch brachte. Auch dieser Kontext ist beachtlich, dabei aber zugleich die Frage, wie es möglich war, ausgerechnet in Interaktion mit einer hochgradig metaphysikaffinen intellektuellen Umwelt zu Positionen der angedeuteten Art zu gelangen und diese aufrechtzuerhalten.

Relativierungen des Ich, wie sie Freud und Mach vorgenommen haben, sind in weiterer Folge einerseits weitergedacht worden (z. B. von Jacques Lacan), andererseits, teils zweifellos zurecht, ihrerseits Gegenstände von Revisionsbemühungen geworden. Nicht zuletzt sehr stark an psychoanalytischer Theoriebildung orientierte Autorinnen und Autoren wie Margaret Mahler, Heinz Hartmann, Heinz Kohut oder Daniel Stern haben sehr pointierte Ich-Konzeptionen entwickelt. Die Existenzanalyse wiederum kann teils geradezu als trotziger Gegenentwurf zur Freud‘schen Ich-Skepsis betrachtet werden. 

All das scheint zumindest geeignet, ein erhellendes Licht auf bedeutsame Facetten menschlicher Psyche und Existenz zu werfen – und darauf, was es alles bedeutet oder bedeuten kann, ein Ich zu sein. 

Erwartete Vorkenntnisse

Keine

Literatur

Donhauser, Gerhard: Das bedrängte Ich – Ich-Konzepte bei Freud und Mach, in: Stadler, Friedrich (Hg.): Ernst Mach – Zu Leben, Werk und Wirkung (= Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, Bd. 29; Cham 2019) 75 – 85.

Frankl, Viktor E.: Logotherapie und Existenzanalyse. Texte aus sechs Jahrzehnten. Unveränderter Nachdruck (Weinheim/Basel 2002).

Freud, Sigmund: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (1933 [1932]), in: Freud, Sigmund: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse und Neue Folge (= Freud, Sigmund, Studienausgabe, Bd. I; hg. v. Alexander Mitscherlich et al.; limitierte Sonderausgabe Frankfurt am Main 2000) 447 – 608.

Freud, Sigmund: Das Ich und das Es (1923), in: Freud, Sigmund: Psychologie des Unbewußten (= Freud, Sigmund, Studienausgabe, Bd. III; hg. v. Alexander Mitscherlich et al.; 7., korr. Aufl. Frankfurt am Main 1994) 273 – 330.

Freud, Sigmund: Zur Einführung des Narzissmus (1914), in: Sigmund Freud: Psychologie des Unbewußten (= Freud, Sigmund, Studienausgabe, Bd. III; hg. v. Alexander Mitscherlich et al.; 7., korr. Aufl. Frankfurt am Main 1994) 37 – 68.

Giampieri-Deutsch, Patrizia: Ernst Mach und Sigmund Freud. Fortsetzung der Philosophie mit anderen Mitteln?, in: Stadler, Friedrich (Hg.): Ernst Mach – Zu Leben, Werk und Wirkung (= Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, Bd. 29; Cham 2019) 45 – 74.

Hartmann, Heinz: Ich-Psychologie und Anpassungsproblem (3., unveränderte Aufl. Stuttgart 1975).

Hume, David: Ein Traktat über die menschliche Natur I. Übers. v. Theodor Lipps, hg. v. Rainer Brandt (Nachdruck der 2. Aufl. von 1904; Hamburg 1989).

Kant, Immanuel: Anthropologie in pragmatischer Absicht (1798/1800), in: Kant, Immanuel: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik (= Kant, Immanuel: Werke in sechs Bänden, hg. v. Wilhelm Weischedel, Bd. VI; Sonderausgabe Darmstadt 1998) 395 – 690. 

Kohut, Heinz: Die Heilung des Selbst (Frankfurt am Main 1981).

Lacan, Jacques: Das Spiegelstadium als Bildner der Ichfunktion, wie sie uns in der psychoanalytischen Erfahrung erscheint (1948), in: Lacan, Jacques: Schriften I. Ausgewählt u. hg. v. Norbert Haas, übers. v. Rodolphe Gasché et al. (Weinheim/Berlin 1986) 61 – 70.

Mach, Ernst: Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen (= Ernst-Mach-Studienausgabe, Bd. 1, hg. u. eingel. v. Gereon Wolters; Berlin 2008).

Mach, Ernst: Erkenntnis und Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung (= Ernst-Mach-Studienausgabe, Bd. 2, hg. u. eingel. v. Elisabeth Nemeth u. Friedrich Stadler; Berlin 2011).

Mahler, Margaret: Die psychische Geburt des Menschen. Symbiose und Individuation (Frankfurt am Main 1996).

Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie. Hg. v. Traugott König. Dt. v. Hans Schöneberg u. Traugott König (= Sartre, Jean-Paul: Gesammelte Werke in Einzelausgaben, hg. v. Vincent v. Wroblewsky; Philosophische Schriften, Bd. 3; 23. – 26. Tsd. Reinbek 1998).

Schmitz, Ulrich: Das problematische Ich. Machs Egologie im Vergleich zu Husserls (Würzburg 2004).

Stern, Daniel: Diary of a Baby (New York 1990).

Teichert, Dieter: Personen und Identitäten (Nachdruck Berlin 2011).

 

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

  • Mündliche Prüfung (primäre Prüfungsmethode; Änderung aufgrund der Covid-Pandemie).
    Konkret: 4 Fragen, Thesen, Zitate, von denen 2 ausgewählt und erörtert werden sollen. Wir unterhalten uns im Rahmen einer Videokonferenz.
    Keine Ja-Nein-Fragen und auch keine reine Reproduktion von „Faktenwissen“; erbeten sind Ausführungen (in Form vollständiger Sätze), die ein gewisses Maß an kritischer Auseinandersetzung mit den gewählten Themen erkennen lassen. Die Fragen werden weit genug formuliert sein, um ganz unterschiedliche Zugänge zu ermöglichen. Die Ausführungen können wahlweise auf Deutsch oder Englisch, gerne auch auf Französisch erfolgen. Den Reader können Sie gerne zur Prüfung mitnehmen.
    Zeitrahmen für die Prüfungen: jeweils ca. 20 Minuten.
    4-5 Prüfungstermine, bedarfsorientiert.
  • Kleine  Arbeiten als Alternative zur mündlichen Prüfung. In diesem Fall wären 3 Texte zu erörtern. 
  • Referate (als dritte mögliche Variante).
  • Mitarbeit bzw. wiederholte Diskussionsteilnahme während der VO ist ausdrücklich erwünscht und kann – ausschließlich in positivem Sinne – in die Note einfließen. 
  • In begründeten Einzel- und Bedarfsfällen können im Übrigen auch abweichende Lösungen vereinbart werden. 

Prüfungsinhalt/e

Themen der Vorlesung.

Beurteilungskriterien/-maßstäbe

Eine eigenständige, reflektierte Beschäftigung mit den Themen der LV soll im Rahmen der Prüfung (VO), eines allfälligen Referats sowie von Diskussionsbeiträgen erkennbar sein. 
Wichtiger als die Reproduktion von Wissensbeständen ist aus meiner Sicht erkennbare Beschäftigung mit Themen und Problemstellungen der VO. Deshalb werden bei der Prüfung offene Fragen gestellt, die in so beantwortet werden sollen, dass eine kohärente und konsistente Argumentation Ausdruck findet, desgleichen eine zumindest rudimentäre Beschäftigung mit themenrelevanter Literatur und Bezugnahme auf diese. 4 Fragen werden angeboten, 2 sind zu behandeln. Verwendung von themenrelevanter Literatur ist möglich. Im Übrigen wird jede Form von Mitarbeit positiv bewertet, auch dies fließt insofern in die Beurteilung ein.

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 20W.1)
    • Fach: Geschichte der Philosophie (Wahlfach)
      • 2.1 VO aus Geschichte der Philosophie ( 0.0h VO / 4.0 ECTS)
        • 210.338 Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 20W.1)
    • Fach: Geschichte der Philosophie (Wahlfach)
      • 2.4 VO/PS/SE aus Geschichte der Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 16.0 ECTS)
        • 210.338 Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 20W.1)
    • Fach: Thematische Vertiefung (Wahlfach)
      • VO/PS/SE aus Geschichte der Philosophie/ Theoretische Philosophie/ Praktische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 12.0 ECTS)
        • 210.338 Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 6. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 16W.1)
    • Fach: Geschichte der Philosophie (Wahlfach)
      • Geschichte der Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 32.0 ECTS)
        • 210.338 Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud (2.0h VO / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Masterstudium Philosophie (SKZ: 941, Version: 10W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie und ihre Geschichte (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie und ihre Geschichte ( 0.0h XX / 24.0 ECTS)
        • 210.338 Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud (2.0h VO / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Philosophie (Version: 16W.1)
    • Fach: Philosophie (Pflichtfach)
      • LV aus dem Fach Geschichte der Philosophie ( 0.0h VO,UE,PS / 4.0 ECTS)
        • 210.338 Das bedrängte Ich: Ich-Konzepte bei Ernst Mach und Sigmund Freud (2.0h VO / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Es liegt keine gleichwertige Lehrveranstaltung im Sinne der Prüfungsantrittszählung vor.