120.489 (21S) Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen

Sommersemester 2021

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
07.05.2021 13:00 - 20:00 Online Off Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie können kurzfristige Änderungen bei Lehrveranstaltungen und Prüfungen (z.B. Absage von Präsenz-Lehreveranstaltungen und Umstellung auf Online-Prüfungen) erforderlich sein.

Weitere Informationen zum Lehrbetrieb vor Ort finden Sie unter: https://www.aau.at/corona.
Lehrende/r
LV-Titel englisch Children who crash systems. Approaches to dealing with challenging behavior in children and adolescents.
LV-Art Seminar (prüfungsimmanente LV )
LV-Modell Onlinelehrveranstaltung
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 45 (35 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
LV-Beginn 07.05.2021
eLearning zum Moodle-Kurs

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Viele pädagogische Fachkräfte berichten irgendwann im Laufe ihrer Berufspraxis von Überforderung und Hilflosigkeit in Bezug auf Kinder und Jugendliche mit herausfordernden Verhaltensweisen. Kinder, die schreien, treten und schlagen, sich verstecken oder davonlaufen, werden auch als eine der größten Herausforderungen im Rahmen inklusiver Schulentwicklung bezeichnet. Die Überforderung mit abweichendem Verhalten spitzt sich im Phänomen der sogenannten „Systemsprenger*innen“ zu. Damit sind Kinder und Jugendliche gemeint, die irgendwann als „unbeschulbar“  und „unbetreubar“ aus Schule oder Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe bzw. Behindertenhilfe ausgeschlossen werden. Nicht selten werden diese jungen Menschen in der Folge entweder von Einrichtung zu Einrichtung durchgereicht oder ziehen sich ganz zurück und fallen irgendwann aus dem sozialen Netz.

In der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlich und fachlich intensiv geführten Debatte richtet die Lehrveranstaltung zunächst den Fokus auf das fast schon ein Jahrhundert alte Credo von Hermann Nohl, nämlich von den Schwierigkeiten auszugehen, die ein Kind hat, und nicht von jenen, die es macht. Es geht also zum einen darum, auffälliges Verhalten als „subjektiv problemlösend“ zu erkennen. Zum anderen erfahren die Studierenden pädagogische Begegnungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für den Umgang mit herausforderndem Verhalten aus Sicht der „Neuen Autorität“. Der vom israelischen Psychologen Haim Omer entwickelt Ansatz liefert wertvolle Anregungen, wie Erziehende auch in schwierigen Situationen ihre Handlungsfähigkeit erhalten und Kindern und Jugendlichen Orientierung geben können.

Die LV soll Studierende befähigen bzw. sind in die Lage versetzen

  • den Begriff der Verhaltensauffälligkeit kritisch zu reflektieren
  • den Entstehungszusammenhang und wesentliche Eckpfeiler der „Neuen Autorität“ zu nennen
  • die pädagogische Antworthaltung im Umgang mit Herausforderungen zu erklären 
  • die Bedeutung von Fallverstehen in Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen wiederzugeben
  • zwischen Handeln in der Akutsituation und der Arbeit am Entwicklungsbedarf des Kindes zu unterscheiden
  • zwischen Verantwortung vor dem und für das Kind zu differenzieren
  • Beziehung als wesentliches Wirkinstrument in der Pädagogik zu verstehen und die Grundhaltungen der unterstützenden Beziehung zu nennen
  • psychische Störungen als sich chronisch manifestierende seelische Schutzmaßnahmen zu verstehen
  • aus Beziehungsmachtkampf und Kontrollversuchen (wenn..., dann...) durch selbstkontrollierte Präsenz auszusteigen
  • Strafe oder Katastrophendenken durch Versöhnungshaltung  (Wiedergutmachung) zu ersetzen
  • positive Verstärker und Sanktionen als Erziehungsmaßnahmen kritisch zu hinterfragen
  • Affekte als Einladungen des Körpers zu deuten, die der Mensch aufgrund seiner geistigen Dimension annehmen oder ausschlagen kann
  • menschliches Extremverhalten als Variation von drei Grundmustern (Kampf, Flucht, Erstarrung) zu verstehen
  • personale Werte als wesentliches Leitmotiv menschlichen Handelns zu begreifen

Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools

Vorträge, Präsentation, Video, Eigenarbeit, Gruppenarbeit, Diskussion, (Gruppen-)Selbsterfahrung (Reflexion, ...), Fallanalyse

Inhalt/e


  • Begriffsbestimmung: Definition(sversuche); Klassifikationssysteme; kritische Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Diagnosen, deren Gebrauch, Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen; Häufigkeit von Verhaltensauffälligkeiten bzw. psychischen Störungen; Bedeutung des Geschlechts.
  • Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten: allgemeine Überlegungen; wissenschaftliche Modelle der Pädagogik bei Verhaltensstörungen; Berechtigung der Modelle; Arbeitshypothese von  psychischen Störungen als seelische Schutzmaßnahmen.
  • Geschichte der Pädagogik bei Verhaltensstörungen: Geschichte der Institutionen; Ideengeschichte.
  • Nicht-mechanistische anthropologische Modellannahmen und ihre Bedeutung für die Pädagogik (bei Verhaltensstörungen):  der Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist (Frankl); über die Rolle von Affekten im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten (Panksepp, Porges);  das „Technologiedefizit der Erziehung“ (Luhmann & Schorr); Möglichkeiten und Grenzen der Verhaltenssteuerung bei Kindern mit emotionalen und sozialen Entwicklungsschwierigkeiten (Roth)
  • Verstärker-Pläne, Token-Systeme, Time Out und aversive Methoden (Bestrafung) – wie bewähren sich verhaltensmodifikatorische Maßnahmen in erziehungsschwierigen Situationen?
  • Kinder, die Systeme sprengen: Dynamik scheiternder Bildungs- und Hilfeverläufe; Management von Grenzverletzungen; Pädagogik als Wagnis: Misslingen als integraler Bestandteil des Erziehungsprozesses
  • Phänomenologische Haltung und Fallverstehen: die Frage nach dem Warum durch die nach dem Wozu ersetzen; Polarisierung von Stärken und Schwächen überdenken; auffälliges Verhalten als kindlichen Lösungsversuch erkennen; personale Werte und subjektives Erleben von Kindern berücksichtigen;
  • Ansätze der professionellen Begegnung mit als herausfordernd erlebten Verhaltensweisen aus Sicht der „Neuen Autorität“ 

Erwartete Vorkenntnisse

keine

Curriculare Anmeldevoraussetzungen

keine

Literatur

Baumann, M. (20122). Kinder, die Systeme sprengen. Band 1: Wenn Jugendliche und Erziehungshilfe aneinander scheitern. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Baumann, M. (2018). Kinder, die Systeme sprengen? Die Dynamik scheiternder Hilfeverläufe und (ver-)störender Verhaltensweisen. In unsere jugend, 70. Jg., S. 2 – 10.

Baumann, M., Bolz, T., Albers, V. (2017). „Systemsprenger“ in der Schule. Auf massiv störende Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern reagieren. Weinheim, Basel: Beltz.

Fröhlich-Gildhoff, K. (20183). Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Ursachen, Erscheinungsformen und Antworten. Stuttgart: Kohlhammer.

Hillenbrand, C. (20083). Einführung in die Pädagogik bei Verhaltensstörungen. München: Ernst Reinhardt.

Körner, B., Lemme, M. Ofner, S., Seefeldt, C., Thelen, H., von der Recke, T. (Hrsg.) (2019). Neue Autorität – Das Handbuch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co KG.

Lemme, M, Körner, B. (2018). Neue Autorität in Haltung und Handlung: Ein Leitfaden für Pädagogik und Beratung. Heidelberg: Carl-Auer-Verlag.

Müller, T. (2018). Kinder mit auffälligem Verhalten unterrichten: Fundierte Praxis in der inklusiven Grundschule (Inklusive Grundschule konkret). München: Ernst Reinhardt.

Müller, T. (2009). Zwischen Begleiten und Entgleiten. Vom Wagnis mit verhaltensauffälligen Schülern zu scheitern. In Behinderte Menschen, Zeitschrift für gemeinsames Leben, Lernen und Arbeiten, Nr. 5/2009, S. 26-34.

Omer, H., Schlippe, A. (2006). Autorität durch Beziehung. Praxis des gewaltlosen Widerstandes in der Erziehung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co KG.

Omer, H./von Schlippe, A. (20163): Stärke statt Macht. Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde. Göttingen, Bristol: Vadenhoeck & Ruprecht GmbH & Co KG. 

Panksepp, J., Biven, L. (2012). The Archaeology of Mind: Neuroevolutionary Origins of Human Emotions (Norton Series on Interpersonal Neurobiology). New York: Norton & Company.

Porges, S. W. (2010). Die Polyvagal-Theorie. Neurophysiologische Grundlagen der Therapie. Emotionen, Bindung, Kommunikation und ihre Entstehung. Paderborn: Junfermann. 

Porges, S. W. (2018). Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit. Traumabehandlung, soziales Engagement und Bindung. Lichtenau/Westf.: G. P. Probst.

Preuss-Lausitz, U. (Hrsg.) (20042). Schwierige Kinder – schwierige Schule? Inklusive Förderung verhaltensauffälliger Schülerinnen und Schüler. Weinheim, Basel: Beltz. 

Schmidt , M., Kind, N. (2018). Folgen von Grenzverletzungen
an sozialpädagogischen Fachkräften in stationären Settings. „Bekomme ein dickes Fell und bewahre dir ein empfindsames Herz“. In unsere jugend, 70. Jg. S. 11 – 20

Thelen, H. Vom Vermeiden und Versinken: ADHS und Suchtverhalten - Ein multimodaler Behandlungsansatz mit MI und Neuer Autorität in Pediatrie und Pädologie, Bd 51/1, 2016, S 24-28 Springer, cite as Thelen, H. Paediatr. Paedolog. Austria (2016) 51: 24. https://doi.org/10.1007/s00608-015-0334-8

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Aktive Mitarbeit und Lösung der Wiederholungsaufgaben


Prüfungsinhalt/e

Inhalte der LV 


Beurteilungskriterien/-maßstäbe

Selbsteinschätzung der Studierenden 

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Bachelor-Lehramtsstudium Bildungswissenschaftliche Grundlagen für BA Lehramt (SKZ: 198, Version: 15W.2)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 5.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Bachelor-Lehramtsstudium Bildungswissenschaftliche Grundlagen für BA Lehramt (SKZ: 198, Version: 17W.2)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 5.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Bachelor-Lehramtsstudium Bildungswissenschaftliche Grundlagen für BA Lehramt (SKZ: 198, Version: 19W.2)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 5.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Bachelorstudium Erziehungs- und Bildungswissenschaft (SKZ: 645, Version: 17W.3)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 18.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Erziehungs- und Bildungswissenschaft (SKZ: 645, Version: 13W.2)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 18.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Erwachsenenbildung und berufliche Bildung (SKZ: 847, Version: 20W.1)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 10.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4. Semester empfohlen
  • Masterstudium Sozialpädagogik und soziale Inklusion (SKZ: 846, Version: 20W.1)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 10.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4. Semester empfohlen
  • Masterstudium Diversitätspädagogik in Schule und Gesellschaft (SKZ: 545, Version: 20W.1)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 10.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4. Semester empfohlen
  • Masterstudium Schulpädagogik (SKZ: 545, Version: 09W.3)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 12.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Erwachsenen- und Berufsbildung (SKZ: 847, Version: 09W.3)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 12.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4. Semester empfohlen
  • Masterstudium Sozial- und Integrationspädagogik (SKZ: 846, Version: 09W.3)
    • Fach: Freie Wahlfächer (Freifach)
      • Freie Wahlfächer ( 0.0h XX / 12.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Psychologie (SKZ: 840, Version: 12W.4)
    • Fach: Vertiefung Pädagogische Psychologie (Wahlfach)
      • Vertiefung Pädagogische Psychologie ( 0.0h XX / 12.0 ECTS)
        • 120.489 Kinder, die Systeme sprengen. Ansätze zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen (2.0h SE / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Es liegt keine gleichwertige Lehrveranstaltung im Sinne der Prüfungsantrittszählung vor.