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Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit sind komplexe Themen. In der damaligen Hörgeschädigtenpädagogik wurde alles verallgemeinert betrachtet. Das individuelle Potenzial der hörbeeinträchtigten Lernenden wurde nicht immer berücksichtigt. Sie wurden im Laufe der Zeit nach verschiedenen Lehrmethoden unterrichtet, die ausschließlich das Sprechen einer Lautsprache oder auch das Gebärden einer Gebärdensprache im Unterricht vorsahen. Unabhängig von der Ausprägung des Hörverlustes das primäre Ziel war das Erlernen der Lautsprache. Außerdem wird aus der Geschichte der Hörgeschädigtenpädagogik ersichtlich, dass gehörlose und schwerhörige Lernende anfangs zusammen unterrichtet wurden. Erst später stellten einige (hörende) Lehrpersonen fest, dass es hörbeeinträchtigte Lernende mit unterschiedlichen Hörresten gibt. Daraufhin folgte die Separierung der gehörlosen und schwerhörigen Lernenden und somit auch die Gründung der ersten Schwerhörigenschulen. Heute noch mangelt es jedoch an einer umfassenden Aufklärung über die Vielfalt der Hörbeeinträchtigung. Viele hörende Menschen glauben zum Beispiel, dass ein Hörgerät einen Hörverlust ganz ausgleichen würde, was jedoch nicht zutrifft. Da die Schwerhörigkeit an und für sich unsichtbar ist und Betroffene eher bei Hörenden nach Anschluss suchen, werden Schwerhörige fälschlicherweise oft als „Hörende“ angesehen. Um die Entwicklung der Schwerhörigenpädagogik der jüngsten Jahrzehnte in Österreich nachzuvollziehen, wurden in der hier vorgestellten Studie – neben einer Auseinandersetzung mit historischen Quellen – erwachseneschwerhörige Personen zu ihren schulischen Erfahrungen interviewt. Die ersten Ergebnisse zeigen unter anderem, dass sich viele zurückzogen, sobald sie dasGefühl hatten, nicht der „Norm“ zu entsprechen. Sie fühlten sich nicht verstanden und nicht akzeptiert. Manche hatten sich selbst nicht als schwerhörige Person akzeptiert. Die Studie zeigt jedoch auch, dass es einigen schwerhörigen Personen gelang, den Weg zur Selbstakzeptanz zu finden. Als förderlicher Faktor erwies sich hier unter anderem, die eigene Hörbeeinträchtigung nicht als „Mangel“ zu betrachten. Weitere Faktoren sollen in einem aktuellen Promotionsprojekt ermittelt werden. |