Vortrag: Die Anwendung der „Schutzhaft“ im besetzten Polen am Beispiel der „In...
Stammdaten
Titel: | Die Anwendung der „Schutzhaft“ im besetzten Polen am Beispiel der „Intelligenzaktion Zichenau“ |
Beschreibung: | Die „Schutzhaft“, ursprünglich tatsächlich zum Schutz einzelner Personen vor angedrohter Gewalt gedacht, wurde von den Nationalsozialisten bereits früh als exekutive Präventivmaßnahme der politisch-polizeilichen Gegnerbekämpfung eingesetzt, um die juristische Verfahrensmäßigkeit zu umgehen. Bereits die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 ermöglichte es der Gestapo, Personen in „Schutzhaft“ zu nehmen, ohne dabei an zeitliche oder verfahrensrechtliche Regelungen gebunden zu sein. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurden v.a. Kommunisten, Sozialisten, vermeintliche „Asoziale“, Bibelforscher sowie Homosexuelle massenhaft in „Schutzhaft“ genommen und in Konzentrationslager (KZ) eingewiesen. Die eigentliche Zäsur in Bezug auf die Anwendung der „Schutzhaft“ stellte jedoch der Krieg gegen Polen im September 1939 dar. Allein im Frühjahr 1940 nahmen die deutschen Besatzer tausende polnische Bürger, die sich zum überwiegenden Teil keines Verbrechens schuldig gemacht hatten, in „Schutzhaft“ und deportierten sie u.a. in die KZ Dachau, Mauthausen-Gusen, Buchenwald und Sachsenhausen. Bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 kamen über 42.000 nichtjüdische Polen als „Schutzhäftlinge“ in deutsche KZ, bis Frühjahr 1945 waren es vermutlich weit über zweihunderttausend, von denen weniger als die Hälfte die Befreiung erlebte. Ein Teil davon fiel der Euthanasie, medizinischen Versuchen, gezielten Morden sowie den Todesmärschen zum Opfer, der überwiegende Teil jedoch den katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Für die Verhängung der „Schutzhaft“ reichte die Zugehörigkeit zur polnischen Intelligenz, etwa als Lehrer, Angehöriger des Klerus oder Student, die Mitgliedschaft in einem Verein oder einer politischen Organisation oder die Verleumdung eines „volksdeutschen“ Mitbürgers. Der Beitrag skizziert am Beispiel der im April 1940 durchgeführten „Intelligenzaktion Zichenau“, in der über 1.200 polnische Schutzhäftlinge ins KZ Dachau sowie ins KZ Ravensbrück deportiert wurden, wie die „Schutzhaft“ in der Praxis umgesetzt wurde. Dabei werden folgende Fragen behandelt: Welche Intentionen verfolgten die deutschen Besatzer mit der Anwendung dieser Präventivmaßnahme? Wie legitimierten sie ihre brutale Vorgangsweise? Welche Diskurse und Stereotype spielten dabei eine Rolle? Wie reagierte die polnische Gesellschaft auf diese unverhältnismäßige Sühnepolitik der deutschen Besatzer? Welche universelleren Schlüsse lassen sich daraus über die deutsche Besatzungsherrschaft in Polen und generell über das nationalsozialistische Regime ziehen? |
Schlagworte: | Polen im Zweiten Weltkrieg, Polen unter deutscher Besatzung, Intelligenzaktion, Konzentrationslager Dachau, Konzentrationslager Gusen, präventive Gegnerverfolgung |
Typ: | Angemeldeter Vortrag |
Homepage: | http://pmh.umk.pl/de/tatigkeit/wissenschaftliche-tagungen/sklaverei/programm/ |
Veranstaltung: | „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden“. Freiheit und Unfreiheit in Mitteleuropa (vom Frühmittelalter bis 1989) (Polnische Historische Mission, Universität Würzburg) |
Datum: | 28.09.2023 |
Vortragsstatus: | stattgefunden (Präsenz) |
Beteiligte
Zuordnung
Organisation | Adresse | ||
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Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften
Institut für Geschichte Abteilung für Zeitgeschichte
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AT - A-9020 Klagenfurt |
Kategorisierung
Sachgebiete | |
Forschungscluster | Kein Forschungscluster ausgewählt |
Vortragsfokus |
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
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TeilnehmerInnenkreis |
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Publiziert? |
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Arbeitsgruppen | Keine Arbeitsgruppe ausgewählt |
Kooperationen
Forschungsaktivitäten
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Projekte |
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Publikationen | |
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Vorträge | Keine verknüpften Vorträge vorhanden |