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Titel: Singularität und Norm – Bildungsphilosophie, eine Spielverderberin managerial gedachten Unterrichts?
Beschreibung:

Singularität drängt sich im situativen Kontexten von Unterricht, Lehre, Training oder Instruktion und  deren Temporalitäten in anderer Form auf, als dies in theoretischer Reflexion und forschungstechnischen Perspektiven (Bräuer 1978, S. 137) der Fall ist oder gar in der Bildungssteuerung und -politik. Was Vergangenheits- und Zukunftsbezüge betrifft, so hatte bereits Theodor Litt einen „vulgären Zeitbegriff" (Litt 1933, S. 41ff) abgelehnt, der Zeit als räumlich oder als Ausdehnung begreift. Denn Zeit wird nicht vorgefunden, sondern könne nur gedacht werden, und zwar von einem jeweils aktuellen Moment (pädagogischen) Handelns aus, der die Dimensionen Vergangenheit und Zukunft immer schon in sich aufhebt. Zugleich lehnt Litt aus diesen Gründen ein rückwärts oder auf eine mögliche Zukunft orientiertes “Bildungsideal” als handlungsleitendes Prinzip von professioneller Praxis ab (Litt 1929, S. 58). Diese Weitung des Kontextes über die unmittelbar pädagogisch gestaltete und reflektierte Situation hinaus bei gleichzeitiger Abwehr eines unpersönlichen Ideals, geht klarer Weise mit einem Plädoyer gegen schablonenhaftes Vorgehen einher. Aber allein schon die Wahrnehmung und situative Bestimmung des Kontextes selbst, in dem gehandelt wird, bleibt kontingent (Waldenfels 1977). Was robust bleibt, ist die pädagogisch motivierte Strukturierung von Kontext und Situation, die einem individuellen Lern- und Bildungsprozess verpflichtet ist. Strukturierungen dergestalt rücken Lernanlässe und -potenziale unter gegebenen Umständen in den Vordergrund. Normative Modelle, Zielkataloge o.ä. wären entsprechend vorrangig als Rahmungen für die Verständigung unterschiedlicher Akteursgruppen (Lehrende, Lernende, Planende, Steuernde, …) zu konzeptualisieren und nicht als Zielstellung für das pädagogische Geschehen selbst.

Bräuer, Gottfried. (1978). Situation, Möglichkeit, Können. In Blankertz, Herwig (Hrsg.) Die Theorie-Praxis-Diskussion in der Erziehungswissenschaft. Beiträge vom 6. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 8.-10.3.1978 in der Universität Tübingen (Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft; 15) (S. 137-146). Weinheim u. Basel: Beltz.

Litt, Theodor. (1929). Führen oder Wachsenlassen? Eine Erörterung des pädagogischen Grundproblems. Leipzig-Berlin: T.G.Teubner.

Waldenfels, Bernhard. (1977). Verhaltensnorm und Verhaltenskontext. In Praktische Philosophie. Phänomenologie und Marxismus 2, hrsg. v. B. Waldenfels, J. M. Brockman und A. Pazanin (S. 134-157). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Schlagworte: Bildungsphilosophie, Phänomenologie, Didaktik, Temporalität, Situativität
Typ: Angemeldeter Vortrag
Homepage: https://www.oefeb.at/webroot/uploads/files/Tagung_AEW_Programm_Wien.pdf
Veranstaltung: Die Bedeutung reflexiver Bildungswissenschaft in der Professionalisierung von Pädagog*innen. Auftakttagung der neu gegründeten ÖFEB-Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft (Wien)
Datum: 13.10.2023
Vortragsstatus: stattgefunden (Präsenz)

Zuordnung

Organisation Adresse
Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften
 
Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung
 
Arbeitsbereich Erwachsenenbildung und berufliche Bildung
Universitätsstraße 65-67
9020 Klagenfurt am Wörthersee
Österreich
  -1299
http://ifeb.aau.at/ebb
zur Organisation
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AT - 9020  Klagenfurt am Wörthersee

Kategorisierung

Sachgebiete
  • 503006 - Bildungsforschung
Forschungscluster
  • Bildungsforschung
Vortragsfokus
  • Science to Science (Qualitätsindikator: I)
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
TeilnehmerInnenkreis
  • Überwiegend national
Publiziert?
  • Nein
Arbeitsgruppen Keine Arbeitsgruppe ausgewählt

Kooperationen

Keine Partnerorganisation ausgewählt