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Titel: (Sozial-)Pädagogik in der Kritik von Adressat*innen mit Lernschwierigkeiten
Beschreibung:

Behinderte Menschen zählen zur heterogenen Adressat*innengruppe der (Sozial-)Pädagogik. Gerade weil Soziale Arbeit mit behinderten Menschen mitunter als „Inklusionshandeln par excellence“ (Röh 2018: 164) euphorisiert wird, wenngleich behinderte Personen durch sozialpädagogische Interventionen jahrzehntelang bevormundet und stigmatisiert wurden (vgl. Drake 2001), bedarf sie einer kritischen Reflexion.

Zwar sind durch die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Inklusion und Selbstbestimmung zu für alle sozialpädagogischen Handlungsfelder relevanten Prinzipien geworden, ihre Umsetzung bleibt jedoch eine Herausforderung. Menschen mit Lernschwierigkeiten erfahren sich weiterhin als Objekte Sozialer Arbeit, die kaum Möglichkeiten zu Partizipation und Mitsprache haben. Dieser Befund basiert auf den Perspektiven von Personen mit Lernschwierigkeiten aus zwei partizipativen Forschungsprojekten (More, Sigot), deren Erkenntnisse eine Kritik an sozialpädagogischen Prakiken aus Sicht von Adressat*innen mit Lernschwierigkeiten verdeutlichen.

Erfahrungen der Respektlosigkeit und Ablehnung gehen häufig mit der Wahrnehmung einher, „nicht den Status eines vollwertigen Interaktionspartners zu haben“ (Horster 2009: 154). Die Ergebnisse der Forschungsprojekte verweisen auf asymmetrische Machtverhältnisse, von denen Soziale Arbeit geprägt ist und die sich hemmend auf Selbstbild, Handlungsspielräume und Entwicklungsperspektiven von Menschen mit Lernschwierigkeiten auswirken. „Ignoranz, Ausgrenzung und Kränkung“ (Prengel 2005: 28) und defizitorientierte Zuschreibungen führen bei den Adressati*nnen zum Eindruck „grundsätzlich defizitär, unvollständig und fehlerhaft zu sein“ (ebd.). Dies trifft auf diverse institutionelle Kontexte zu, z.B. auf Interventionen der Kinder- und Jugendhilfe die auf Unfähigkeitszuschreibungen gegenüber Menschen mit Lernschwierigkeiten in der Elternrolle basieren.

Der Beitrag geht der Frage nach, wie sozialpädagogische Praxis auf die Kritik von Adressat*innen mit Lernschwierigkeiten reagieren kann. Aufbauend auf unseren Forschungserkenntnissen fokussieren wir „welche Vorstellungen von einem gelingenden Leben“ in sozialpädagogischen Kontexten für Menschen mit Lernschwierigkeiten bestehen und in welchem Verhältnis diese zu den Vorstellungen von Menschen mit Lernschwierigkeiten selbst stehen. Damit ist u.a. a das Spannungsfeld von Fremd- und Selbstbestimmung in der Sozialen Arbeit gemeint, denn nach Kessl und Plößer (2010: 8) ist die Ambivalenz zwischen „Integration“ (und Teilhabe an der Gesellschaft) sowie einem simultanen Normalisierungs- oder Anpassungszwang als „konstitutives Dilemma“ Sozialer Arbeit zu betrachten.

Schlagworte: Sozialpädagogik, Menschen mit Lernschwierigkeiten, Adressat*innen, Kritik, Soziale Arbeit, Behinderung
Typ: Angemeldeter Vortrag
Homepage: -
Veranstaltung: ÖFEB Tagung der Sektion Sozialpädagogik (Graz)
Datum: 23.09.2021
Vortragsstatus: stattgefunden (online)

Zuordnung

Organisation Adresse
Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften
 
Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung
 
Arbeitsbereich Sozialpädagogik und Inklusionsforschung
Universitätsstr. 65-67
A-9020 Klagenfurt
Österreich
   renate.bojanov@uni-klu.ac.at
http://ifeb.aau.at/spi
zur Organisation
Universitätsstr. 65-67
AT - A-9020  Klagenfurt

Kategorisierung

Sachgebiete
  • 503027 - Sozialpädagogik
  • 509002 - Disability Studies
Forschungscluster
  • Bildungsforschung
Vortragsfokus
  • Science to Science (Qualitätsindikator: I)
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
TeilnehmerInnenkreis
  • Überwiegend international
Publiziert?
  • Nein
Arbeitsgruppen Keine Arbeitsgruppe ausgewählt

Kooperationen

Keine Partnerorganisation ausgewählt