Die Bedeutung der Teilnehmer*innenorientierung für die Erwachsenenbil...

Im Rahmen der Podiumsdiskussion (zusammen mit Univ.-Prof. Elke Gruber, Dr.in Anita Brünner, Dr. Dennis Walter, Moderation Wilfried Frei) wurden folgende Fragen bearbeitet:

Was hat sich bei einigen zentralen Aspekten seit Tietgens (et al. aus 1980) Ausführungen zur Teilnehmer*innenorientierung (TNO) verändert?

zum Beispiel bei

• dem Subjektbegriff bzw. der Sicht auf Teilnehmende in der Welt: Inwieweit sehen wir das lernende Subjekt heute anders als vor über 40 Jahren? Die Post-68er sind lang vorbei, und der Druck, in einer Welt voller Widersprüche zu bestehen, ist groß. Oder: TNO wird in train-the-trainer Programmen oft lernpsychologisch begründet, als Weg, den individuellen Lernenden einen Inhalt schmackhaft zu machen, indem er auf die Bedürfnisse anschlussfähig hingeschneidert vermittelt wird. Hat TNO aber nicht auch demokratiepolitisches Potenzial – gerade jetzt? Wie heben wir dieses Potenzial?
• der Selbstvergewisserung der Erwachsenenbildung: Taugt die Reflexionsfolie TN-Orientierung noch immer, um EB von anderen Bildungssektoren abzugrenzen? Oder ist das ein eigentlich konservatives Programm, wo man die Menschen in ihrer Komfortzone belässt, aus Sorge, die Teilnehmenden zu verlieren? Muss sich EB den Vorwurf gefallen lassen, hinter dem Deckmantel der TNO ein „anything goes“ zu bewirtschaften, statt relevante Inhalte zu vermitteln und Kompetenzen zu entwickeln?
• der didaktisch-methodischen Anleitung: Wir leben in einer Zeit von Krisen, wo es Lernbedarfe gibt, die den Einzelnen womöglich gar nicht schmecken: Konsumverhalten ändern, damit die Eisbären nicht umkommen? Fake-News im Strom der Bildschirminhalte erkennen? Gute, wissenschaftsgläubige Bürger*innen sein, während die Verhältnisse undemokratischer werden? Eignet sich TNO da überhaupt noch, oder müssten wir nicht die Themen aus eigener Klugheit vorgeben; die Menschen führen, statt sie zur Selbstkontrolle über Lernprozesse zu animieren?