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Titel: Anatomisches Kino. Der transgressive Blick in den lebenden Körper bei Mona Hatoum und Yuri Ancarani
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Kurzfassung:

Im Zentrum der Untersuchung stehen die Videoinstallation Corps étranger (1994) von Mona Hatoum und der 35-mm Film DA VINCI (2012) von Yuri Ancarani. Die beiden Kunstwerke thematisieren – unter Rückgriff auf bewegte Bilder aus medizinischen Kontexten – den Blick in den lebenden Körper. In ihrer sehr unterschiedlichen Reflektion von Körperlichkeit bezeugen die Werke das hohe Visualisierungspotenzial gegenwärtiger Hightech-Medizin, sie situieren sich aber gleichermaßen in einem historischen Diskursumfeld an den Schnittstellen von wissenschaftlichem Blick und dessen Popularisierung in audio-visuellen Medien. Die interdisziplinär angelegte, mit Schwerpunkt auf medien- und kunstwissenschaftliche Aspekte durchgeführte Analyse widmet sich der historischen Diskursivierung der Ästhetik des Körperinneren im Wechselverhältnis von Körper- und Mediengeschichte. Dabei werden insbesondere folgende Dispositive skopisch-epistemischer Körperdarstellung verhandelt: Die performative Introspektion der frühen Neuzeit und die damit parallel vollzogene Bildwerdung des (toten) Körperinneren, die den Körper als Ort der Erkenntnis und das anatomische Theater als neuen, skopischen Raumtypus etablierten; die verbesserten optischen Instrumente und Technologien der Physiologie des 19. Jahrhunderts, die den Blick in den – lebenden – tierischen und menschlichen Körper in ungeahnten Tiefendimensionen erschlossen und in direkter Anschauung für ZuschauerInnen sichtbar machten; die Weiterführung dieser skopischen Technologien im 20. und 21. Jahrhundert, durch welche sich die Beziehung zwischen Arzt und Patient zunehmend in der medialen Vermittlung von Bildern und Bewegungen auflöst. Eingespeist in die Netzwerke der neuesten OP-Technologien wird der Körper nur noch als Bild repräsentiert und damit „technophenomenological“ (Amelia Jones). Per Joystick und mit Blick auf (bi-nokulare) Screens lassen sich Operationen ohne direkte Berührung zwischen Arzt und Patient durchführen. Die von Hatoum und Ancarani auf je eigene Weise äußerst eindrücklich inszenierten medialen Auflösungstendenzen des Somatischen stehen im Widerstreit mit der gleichermaßen aufscheinenden Gebundenheit körperlicher Erfahrung an einen physischen Leib. Dabei heben die bildästhetischen wie architektonischen Dispositive von Hatoums Videoinstallation Corps étranger (1994) vor allem die Alterität des sichtbar werdenden Körperinneren und die hierarchische Ordnung der Blickverhältnisse hervor, die mit dem endoskopischen Eindringen der Kamera in die unbekannten Bereiche des menschlichen Organismus augenscheinlich werden. Während die räumlichen Anordnungen und Disloziertheiten von Kamera, Patient, Ärztin, Screen und medizinischem Personal bei Yuri Ancaranis Film DA VINCI als eine neue Dimension technophänomenologischer anatomischer Körperdarstellung und -wahrnehmung charakterisiert werden können. Abschließend wird die Begriffsbildung Anatomischens Kino auf die performative Bewegtbild-Visualisierung des Körperinneren bezogen und – in Anlehnung an Hans Belting – als eine kulturelle Praxis mit anthropologischer Prägekraft erörtert.

Schlagworte: Mona Hatoum, Yuri Ancarani, Corps étranger, DA VINCI, Johann Nepomuk Czermak, Étienne-Jules Marey, Medizin, Physiologie, Film, Kino, Kinematografie, Projektion, Kunst, Körperlichkeit, Körpergeschichte, Anatomie,
Publikationstyp: Beitrag in Sammelwerk (Autorenschaft)
Erscheinungsdatum: 01.01.2019 (Print)
Erschienen in: Display | Dispositiv
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zur Publikation
 ( Wilhelm Fink Verlag; )
Titel der Serie: -
Bandnummer: -
Erstveröffentlichung: Ja
Seite: S. 241 - 280
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Erscheinungsdatum: 01.01.2019
ISBN:
  • 978-3-7705-5634-2
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