Freund, Fetisch, Phantasma. Josef Winkl...

Der Büchnerpreisträger und Suhrkamp-Autor Josef Winkler wurde 1953 auf einem Kärntner Bauernhof geboren und hat, Außenseiter und Autodidakt, schon als Jugendlicher mit dem Schreiben begonnen. „Nur wenn ich schreibe, lebe ich“ ist ein bei ihm insistent wiederkehrender, immer wieder variierter Satz. Schreiben und Leben werden in ein reziprokes Ver­hältnis gesetzt, existentiell und radikal ausschließlich. Dies ist Kern der Winkler’schen Poeto­logie. Ihre Spuren sind mitnichten nur in seinen publizierten Büchern zu finden und dort an ein Erzähler-Ich delegiert; vielmehr finden sich diese poetologischen Spuren auch in den Ma­terialien seines umfänglichen ‚Vorlasses‘ aus dem Zeitraum von 1970 bis 2015, der heute im Robert-Musil-Institut für Literatur­forschung / Kärntner Literaturarchiv liegt. Wertvollster Kernbestand sind die 100 einzigartigen Notizbücher Winklers.

Seit Winklers Schreibanfängen in den 1970er Jahren ist das Notizbuch materielle Ressource, ja Gelingens­bedingung seines Schreibens. Es ist zugleich das Medium der autoreflexiven Auseinanderset­zung mit dem eige­nen Schreiben und dasjenige, zu dem der Autor in einer affordance-in-interaction steht. Hier verschränken sich also pra­xeologische und poetolo­gische Perspektiven. Dies wird im Beitrag anhand von vier Konzepten er­läutert.