Gebärden über Mathematik

Über Zahlen, Variablen und Terme kann in der Österreichischen Gebärdensprache mit verschiedenen Gebärden gebärdet werden. Darunter gibt es bestimmte Klassifikatoren, die sowohl eine Zahl, eine Variable oder einen Term bezeichnen können. Diese Gebärden können bestimmte Eigenschaften der referenzierten Zahl, Variablen oder des referenzierten Terms sowie Operationen mit ihnen ausdrücken und können sie in Relation zueinander setzen. Im Promotionsprojekt „Lehren und Lernen elementarer Algebra in Österreichischer Gebärdensprache“ werden nicht nur einzelne Gebärden ermittelt, sondern es wird auch der grundlegenden Frage nachgegangen, wie über elementare Algebra in der Österreichischen Gebärdensprache kommuniziert wird. In der hier vorgestellten Studie aus dem Projekt liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung von Zahlen und Variablen und der Nutzung des Gebärdensprachraums. An der Studie haben gehörlose Personen teilgenommen, die in mehreren Sitzungen miteinander über verschiedene Aufgaben diskutiert haben. Die Aufgaben wurden aus der österreichisch-gebärdensprachlichen Perspektive entworfen. Es wurde nichts gebärdet, wofür keine Gebärden vorab bekannt waren. Begriffe aus der (deutschen) Lautsprache wurden in den Untersuchungen weder geschrieben noch fingerbuchstabiert. Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche Möglichkeiten es geben kann, in Österreichischer Gebärdensprache über elementare Algebra zu kommunizieren. In Bezug auf den Mathematikunterricht bekräftigen sie die Vermutung, dass der Versuch, das lautsprachliche Kommunizieren über elementare Algebra zu übersetzen, möglicherweise das Lernen von Mathematik nicht ausreichend fördert. Aus der Studie ergeben sich zudem offene Fragen für die Didaktik der Mathematik – insbesondere hinsichtlich der Unterrichtspraxis, die in einer Fortsetzung des Projektes näher untersucht werden sollen.