Erkenntnispolitische Strategien jenseit...

Entlang eines historischen Rückblicks auf die Wissenschafts- und Disziplinengeschichte wird die Frage aufgeworfen, woran es liegt, dass wissenschaftlich gesichertes Wissen sich nicht als Selbstläufer in der Entwicklung unseres Bildungswesens gegenüber anderen Strategien der Steuerung, der Praxis und deren jeweiligen Reflexionen durchsetzt. Es zeigt sich, dass der Evidenzbegriff, wenn ihm ein aristokratisches Wissensverständnis zugrunde liegt, passiv bleibt und nicht von sich aus sozialreformerisches Potenzial in sich trägt. Zudem zeigt sich - besonders für Österreich – ein sehr konventionelles, zum Teil überkommenes Verständnis von Wissenschaftlichkeit, das sehr stark dem naturwissenschaftlichen Paradigma, der Erklärung unabänderlicher natürlicher Bedingungen, verhaften bleibt. Damit scheint eine ausschließlich verbesserte Kommunikation von wissenschaftlichen Befunden der empirischen Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung ein recht begrenztes Interventionspotenzial zu haben. Erweiterte Strategien, die über interessengebundene Gutachtenpolitiken oder messianische Überzeugungsbemühungen hinausgehen, werden erforderlich. Das Erheben engagierten Stimmen in demokratischen Ausverhandlungsprozessen, die nicht von einer sozial distanzierten Wirklichkeitssicht ausgehen, werden als das Mittel der Wahl vorgeschlagen.