Nachkommen von NS-Verfolgten erzählen. ...

Mit dem Älterwerden und dem Abschied von der sogenannten ersten Generation Überlebender des NS-Regimes stellt sich vermehrt die Frage nach der Zukunft der Zeitzeugenschaft und dem Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis. Eine Antwort neben anderen könnten Gespräche und Begegnungen mit Nachkommen von NS-Verfolgten sein, also der sogenannten zweiten und dritten Generation. Ihre Erzählungen über Erfahrungen mit Flucht, Exil und Rückkehr, wie auch mit Antisemitismus und Rassismus nach 1945, können zu einem Aufzeigen von Ausgrenzungs- und Diskriminierungskontinuitäten beitragen, sowie zur Aufarbeitung und pädagogischen Auseinandersetzung mit den Folgen der NS-Geschichte in den post-nationalsozialistischen Gesellschaften in Deutschland und Österreich.

In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Tirol, der Universität Klagenfurt und dem Verein „Doku Lebensgeschichten“ an der Universität Wien werden 2024 und 2025 Lernsettings und Lernmöglichkeiten mit Nachkommen jüdischer NS-Verfolgter erprobt und wissenschaftlich evaluiert. Ziel ist die qualitative Analyse des Potenzials, das Lernarrangements mit Methoden des biographischen Erzählens mit Nachkommen für die politische und historische Bildungsarbeit an Schulen haben, und die Klärung, welche Besonderheiten dabei zu berücksichtigen sind.

Die Ergebnisse des Pilotprojekts gehen in die Entwicklung von Empfehlungen für die pädagogische Arbeit mit Nachkommen ein, sowie in die Konzeption von Leitlinien und Begleitmaterialien für Pädagoginnen und Pädagogen.